Unter einem Laryngospasmus versteht man eine anhaltende Kontraktion der quergestreiften supraglottischen Larynxmuskulatur mit Verschluss der Glottis, Taschenfalten und aryepiglottischen Falten aufgrund Irritation des Larynx. Dieser Reflex wird über den N. laryngeus superior vermittelt und dient primär dem Aspirationsschutz. Die Terminierung erfolgt üblicherweise durch medizinische Therapie oder Hypoxie.
Zu den Auslösern zählen va Sekrete, Blut, Manipulation (In- oder Extubation im Exzitationsstadium, tiefes Absaugen), Medikamente (z.B. Thiopental, Esketamin) oder Schmerzen unter Larynxmaskennarkose. Meine ersten bitteren Erfahrungen habe ich im HNO-OP insbesondere nach Eingriffen direkt an den Stimmbändern gemacht.
Der Symptomkomplex beinhält inspiratorischer Stridor (inkompletter Laryngospasmus) bis hin zu frustranen Atemanstrengungen (kompletter Laryngospasmus) mit Zeichen der Atemanstrengung (Einziehungen, paradoxe Atmung), rasante Hypoxie, Tachycardie und – wenn beatmet – erhöhte Atemwegsdrücke mit Haifischzacke in der Kapnographie. Eine mögliche Komplikation ist das Negative Pressure Pulmonary Oedema (Unterdrucklungenödem), welches zügig oder erst wenige Stunden später auftreten kann. Einatemversuche gegen verschlossene Stimmbänder erzeugen einen Sog im perialveolären Gewebe, der Flüssigkeit in die Lungenbläschen zieht. Dieses Lungenödem ist supportiv va mittels CPAP zu behandeln (Link).
Beim narkotisierten Patienten besteht die Therapie primär aus der sofortigen Vertiefung der Narkose mit Unterbrechung etwaiger Stimuli (z.B. Schmerzreiz). Tritt der Laryngospasmus nach Extubation auf, so besteht der Maßnahmenkomplex va aus:
- FiO2 100%
- Esmarch-Handgriff, Beatmungsmaske dicht aufsetzen mit CPAP 10 cm H2O
- Larson-Manöver (nach Anästhesist und Intensivmediziner Dr. Philip Larson), das heißt eminenzbasierter fester Druck in jenen Bereich, der von den Ohrläppchen verdeckt wird (siehe auch hier)
- Propofol 0,5 mg/kg i.v. (halte ich bei jeder Ausleitung bereit)
- Anästhesiekollegen verständigen lassen
In refraktären Fällen ist die Gabe von Succinylcholin 0,25-0,5 mg/kg i.v. oder Rocuronium 0,15 mg/kg i.v. gerechtfertigt, um die Larynxmuskulatur zu relaxieren (Diaphragmatätigkeit und somit Atmung bleibt idR erhalten). Ist überhaupt kein IV-Zugang verfügbar (z.B. Laryngospasmus während Exzitationsphase im Rahmen einer pädiatrischen inhalativen Sevofluran-Einleitung), so besteht die Möglichkeit der intramuskulären Gabe von Succinylcholin 4 mg/kg.
Zusammenfassend ist der Laryngospasmus ein Ereignis, mit dem jeder Anästhesist in seiner Karriere mehrmals konfrontiert sein wird. Essenziell sind effektive präventive Maßnahmen sowie eine aggressive, zügig initiierte Therapie.
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