Kapnographie

Die Kapnographie („Kapno“) ist die visuelle Darstellung einer CO2-Kurve während der Spontanatmung oder künstlichen Beatmung eines Patienten. Die Kapnometrie wiederrum ist die zahlenmäßige Darstellung des CO2-Wertes (häufig in mmHg). Von den Geräten wird üblicherweise der CO2-Wert am Ende der Ausatmung (endtidales CO2; etCO2) angegeben, der Normwert beträgt 30-40 mmHg. Die Kapno ist bei jedem invasiven Atemwegsmanagement (Larynxmaske, Intubation) verpflichtend zu verwenden, um die Beatmung adäquat steuern zu können und die korrekte tracheale Lage des Trachealtubus nachzuweisen (Link). Abbildung 1 zeigt eine klassische Kapnographie-Kurve.

Abb. 1: Kapnographie-Kurve. A-B = Ausatmung von CO2-freier Totraumluft; B-C = Luft aus Totraum und Alveolen; C-D = Luft aus Alveolen; D = etCO2; D-E = Einatmung von CO2-freier Luft

Für uns Anästhesisten ist dieses Tool von erheblicher Bedeutung, da wir aus der Kapno noch wesentlich mehr herauslesen können als nur die derzeitige Ventilation des Patienten (Hypo-, Normo-, Hyperventilation) bzw. Lage des Trachealtubus (kontinuierlicher Nachweis von CO2 in der Ausatemluft). Wieso ist dem so? CO2 ist ein Stoffwechselprodukt, welches über die Lunge abgeatmet werden muss. Somit erscheint nur logisch, dass bei fehlendem (Tod) oder reduziertem Stoffwechsel (z.B. Schock, Herzdruckmassage) bzw. einer eingeschränkten Perfusion der Lunge (z.B. Lungenembolie, Hypotonie) kein oder nur ein reduziertes etCO2 nachweisbar ist.

So impliziert z.B. ein plötzlicher Verlust der CO2-Kurve 1) Diskonnektion der CO2-Line 2) Dislokation des Tubus aus der Trachea 3) aufgehobene Perfusion der Lunge (z.B. Herz-Kreislaufstillstand, Lungenembolie) 4) schwerer Bronchospasmus.

Abb. 2: Plötzlicher Verlust der Kapnographie

Eine über einen längeren Zeitraum immer kleiner werdende Kapnographiekurve kann eine Hyperventilation (kontinuierlich sinkende PaCO2-Werte durch verstärkte Abatmung), Stoffwechselabnahme oder zunehmend schlechter werdende Herzleistung implizieren. Eine immer größer werdende Kapnographiekurve (steigende CO2-Werte) wiederrum spricht z.B. für Hypoventilation, exogene Resorption von CO2 (siehe Laparoskopie) oder intrinsische CO2-Bildung (z.B. maligne Hyperthermie).

Anhand der CO2-Kurve kann man ebenfalls erkennen, ob ein Patient mitatmet. Klassischerweise zeigt sich dies an einem Knick in der Phase C-D, die ja der Exspiration entspricht. Die Delle entspricht dabei dem Inspirationsversuch.

Abb. 3: Mitatmung des Patienten

War’s das schon? Mitnichten. Wir können an der Kapno auch erkennen, ob eine Obstruktion (z.B. Bronchospasmus intraoperativ) bzw. Asthma / COPD (AECOPD) zugrunde liegen. Durch die verengten Bronchien ist die Exspiration erschwert, dies ist erkennbar an einem steilen Anstieg der Kapnokurve.

Abb. 4: Obstruktion.

Cheers.


Beitrag veröffentlicht

in

, ,

von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.