Adenosin

Adenosin ist ein Antiarrhythmikum, welches u.a. Kalium-Kanäle im Sinus- und AV-Knoten aktiviert und so zu deren Hyperpolarisation führt (Bindung an A1-Rezeptoren). Es handelt sich um ein Antiarrhythmikum der Klasse IIe (Link). Dadurch kommt es zur Hyperpolarisation von Cardiomyocyten, was die Reizweiterleitung unterbindet. Die Folge ist eine kurzfristige, idR selbstterminierende Asystolie, die wünschenswerterweise in einen Sinusrhythmus mündet. Klassisches Einsatzgebiet von Adenosin ist die AV-Knoten-Reentry-Tachycardie (AVNRT), der eine kreisende Erregung innerhalb des AV-Knotens unterliegt. Weiters scheint Adenosin in der Lage zu sein, durch Belastung und vom rechtsventrikulären Ausflusstrakt (RVOT) ausgehende ventrikuläre Tachycardien (VT) zu unterbrechen (EKG: LSB, prominente R inferior, QRS 120-140 ms, siehe hier), da es auch im Signalweg von Catecholaminen eingreift (Link, Link). Kontraindiziert ist es bei Vorhofflimmern, Vorhofflattern und ektopen Tachycardien, da es diese NICHT konvertieren kann. Als Dosis empfiehlt sich laut ERC 2021 folgendes Schema: 6 mg, 12 mg, 18 mg i.v., wiewohl bei Gabe über ZVK die halben Dosen ausreichen (Link, Link).

Aufgrund der Halbwertszeit von nur wenigen Sekunden ist bei der Injektion auf eine rasche Injektion mit zügigem Nachspülen zu achten. Wichtige Nebenwirkungen sind: epileptischer Anfall, Bronchospasmus, therapiebedürftige Herzrhythmusstörungen und Kreislaufstillstand. Die Gabe wird von Patienten idR als äußerst unangenehm empfunden, ein Druck auf der Brust mit Dyspnoe ist häufig. Entsprechend ist eine Aufklärung darüber wichtig.

Da es nach Gabe üblicherweise zu kurzfristiger, aber selbstterminierender Asystolie kommt, darf die Gabe von Adenosin nur unter Reanimationsbereitschaft erfolgen. Bei Auftreten ausgeprägter maligner Herzrhythmusstörungen kann gar eine elektrische Cardioversion notwendig sein. Aufgrund etwaiger Auslösung eines Vorhofflimmern de novo ist Adenosin laut ERC 2021 bei Wolff-Parkinson-White-Syndrom absolut kontraindiziert. Die Gefahr besteht in der Auslösung einer tödlichen „Fast-Broad-Irregular“-Tachycardie (Link)!  

Ich bin mit Adenosin präklinisch extrem zurückhaltend, da die unbedachte und unreflektierte Anwendung zu katastrophalen Patientenschäden führen kann. Es seien hier beispielhaft die Auslösung von malignen Herzrhythmusstörungen, Krampfanfall, schwerem Bronchospasmus oder Herz-Kreislaufstillstand genannt. Die Anwendung ist jedenfalls indiziert bei langer Transportzeit ins Spital oder bei Patienten, bei denen eine AVNRT vorbekannt ist und die bereits einen Termin zur Ablatio haben (damit man sie zuhause nach erfolgreicher Anwendung von Adenosin belassen kann). Alle anderen Patienten mit stabiler AVNRT (und nach erfolglosem mod. Valsalva) und kurzer Transportzeit ins Spital rühre ich definitiv nicht antiarrhythmisch an, insbesondere da der typische Patient mit AVNRT jung und gesund ist und die kurze Fahrzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit cardiorespiratorisch stabil übersteht. In der Notaufnahme kann dann mit mehr Personal und in einem kontrollierterem Setting Adenosin angewendet werden.

Zusammenfassend ist Adenosin aus der Rhythmologie nicht wegzudenken und findet sogar in der neurochirurgischen Anästhesie Anwendung (kurzfristige Induktion von Asystolie zum Blutungsstopp). Zu beachten ist jedoch, dass die unbedachte Anwendung in einer Reanimationssituation enden kann.


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