Wir kennen die ERC-ALS-Guidelines (Link) aus 2021. Beim Management der Tachykardie soll im ersten Schritt überprüft werden, ob der Patient kritisch (in Lebensgefahr) ist. Es gelten folgende Kriterien: Schock, Synkope, myocardiale Ischämie, schwere Herzinsuffizienz. In diesem Fall sollen sofort bis zu drei elektrische Cardioversionsversuche erfolgen. Bei frustraner Therapie können 300 mg Amiodaron i.v. als KI verabreicht werden, danach erneut einmal ein Versuch mit elektrischer Cardioversion. Bei ausbleibender Konversion kann ein Perfusor mit Amiodaron etabliert werden (~ 0,5 mg/kg/h i.v.). Antiarrhythmika findet ihr hier beschrieben, die Analgosedierung hier. Esketamin bietet sich als erste Wahl an (Analgesie, Sedierung, Amnesie, Kreislaufstimulation).
SHIT-Kriterien
In verschiedenen FOAM-Quellen (und in ERC-Kursen) kursieren die SHIT-Kriterien. Mehr oder weniger sind es genau die „Instabilitätskriterien“ aus den ERC-Leitlinien, aber einfacher zu merken. Ein kritischer Patient wird meist mittels Blickdiagnose / Ersteindruck erkannt, dann denkt man sich meist „SHIT“. Rasches Handeln ist angesagt. Der Patient erfüllt den „LLS Score“ – Looks Like Shit Score.
Jedenfalls nicht vergessen:
„Je instabiler, desto Strom!“

Vorhofflimmern soll laut ERC 2021 mit initial 200J geschockt werden. Wir haben dies bewusst nicht inkludiert, da die Studie (BEST AF Trial, Link) keinen notfallmedizinischen Bezug hatte, sondern auf elektive Cardioversionen von länger bestehendem (> 4W) Vorhofflimmern bezogen war. Patienten im cardiogenen Schock oder mit refraktärem Lungenödem waren ausgeschlossen – doch gerade die sind ja SHIT positiv. Auch eine rezente Metaanalyse umfasste Studien mit elektivem Vorhofflimmern (Link). Instabiles Vorhofflimmern besteht häufig deutlich kürzer (< 48h), weshalb dieses elektrosensitiver ist und auch auf eine niedrigere initiale Joule-Abgabe anspricht (z.B. 100J). Fazit: eine elektive bzw. Notcardioversion von länger bestehendem Vorhofflimmern (> 1 Monat!) soll mit 200J erfolgen.
Praxistipp: während der Vorbereitungen kann ein Bolus von Phenylephrin verabreicht werden, um durch einen RR-Anstieg eine Reflexbradycardie (Barorezeptorreflex) auszulösen. Evidenz dazu gibt es nicht wirklich (Link), pharmakologisch und physiologisch macht es jedoch Sinn und ein direkter Patientenschaden entsteht auch nicht.
Schreibe einen Kommentar