Alfentanil ist ein Narkoseopioid, dessen Potenz ggü. Morphin unklar ist. In der Literatur werden meist Werte zwischen 10 bis 40 angegeben. Somit lässt sich feststellen, dass sein korrekter Umgang aufgrund der variablen Potenz viel klinische Erfahrung und „Ausprobieren“ erfordert. Die Wirkdauer eines Bolus beträgt ca. 10-15 Minuten, kann aber sehr hochdosiert (siehe Fachinfo) auch bis zu 1h betragen. Je nach Eingriffsdauer und Atemwegswahl (Intubation, Larynxmaske) verabreiche ich zwischen 10-30 mcg/kg (Spannweite 0,5-2 mg beim Erwachsenen, beim Kind je nach Gewicht) als Initialbolus. Auch eine Analgosedierung mit niedrigeren Initialboli ist möglich. Wir merken uns also mal: der Umgang mit Alfentanil ist nicht einfach, da seine genaue Potenz unklar ist.
Im Allgemeinen findet Alfentanil seine Anwendung bei Kurzeingriffen (< 20 Minuten) und hat hier Fentanyl abgelöst. Die kurze Wirkdauer wird nur noch von Remifentanil unterschritten, welches wiederum mein bevorzugtes Narkoseopioid darstellt. Nebenwirkungen könnt ihr dem Beitrag über Fentanyl übernehmen.
Neben der kürzeren Wirkdauer (und somit besseren Steuerbarkeit und größeren Patientensicherheit) hat Alfentanil ggü. Fentanyl den entscheidenden Vorteil, dass der Wirkbeginn sehr rasch eintritt und seinen maximalen Wirkeffekt (Peak) auch zügig innert 1-2 Minuten erreicht. Alfentanil eignet sich somit hervorragend für Schmerzspitzen und eine Notfallnarkose, da die Intubation regelhaft nach ca. 1 Minute durchgeführt wird und dieser Reiz effektiv unterdrückt wird. Fentanyl wiederum erreicht seinen Peak erst nach 3-5 Minuten, weshalb es pharmakologisch gesehen bei jeglicher Narkoseeinleitung in diesem Zeitraum vor Durchführung der Intubation verabreicht werden muss (siehe auch Striebel, Die Anästhesie, 2019). Da in meiner Klinik kein Sufentanil verfügbar ist nutze ich Alfentanil fast überall als Ersatz für Fentanyl (bei längeren OPs nutze ich Alfentanil zur Einleitung und führe die Narkose dann mit Remifentanil fort). Einen festen Stellenwert hat Fentanyl für mich z.B. bei Sectio oder prähospital als Notarzt, auch wenn ich mir hier eigentlich Sufentanil wünschen würde.
Zusammenfassend ist Alfentanil ein potentes kurzwirkendes Narkoseopioid, dessen Umgang erst einmal gelernt sein will. Es scheint proepileptogen zu wirken (Link), weshalb eine isolierte Anwendung bei Patienten mit schwer beherrschbarer oder polypharmazeutisch behandelter Epilepsie zumindest kritisch zu hinterfragen ist.
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