Das Wellens-Syndrom wurde erstmals 1982 beschrieben und bezieht sich auf ein spezifisches EKG-Muster, das im beschwerdefreien (!) Intervall nach einer Angina-Pectoris-Phase erfassbar ist. Es ist hinweisend auf eine kritische Stenose der LAD (Left Anterior Descending Artery, Ramus Interventricularis anterior ~ RIVA) und entspricht einer Reperfusion nach stattgehabter transienter Ischämie. Schon 1982 war ersichtlich, dass ein großer Teil der Patienten (75%) unbehandelt in den nächsten Tagen bis Wochen einen massiven LAD-Infarkt erleiden wird. Somit ist das Wellens-Syndrom eine Herzkatheterindikation und ein OMI-Zeichen (Link).
Grundsätzlich werden zwei Formen des Wellens-Syndroms differenziert: Typ A (biphasische T-Welle) und Typ B (tief negative T-Welle). Sichtbar ist es primär in V2/V3, kann aber auch in V1-V6 erkennbar sein (Link, Link). 2002 wurden die diagnostischen Kriterien genauer formuliert:
- biphasische oder tief negative T-Wellen in V2/3 (oder V1-V6)
- Auftreten im beschwerdefreien Intervall nach einer Angina-Pectoris-Episode
- isoelektrische oder minimale ST-Hebung (< 1 mm)
- keine präcordialen Q-Zacken
- erhaltene R-Progression
- keine oder minimal erhöhtes Troponin (tatsächlich ist Troponin nur in ca. 10% der Fälle erhöht, was – zusammen mit der Beschwerdefreiheit des Patienten – zu massiver Irritation und erheblich erschwerter Überzeugungsarbeit bei Kardiologen führen kann!)
Wie bei jeder Pathologie im EKG müssen bei der Diagnose des Wellens-Syndroms die elektrokardiographischen und klinischen Kriterien erfüllt sein. Ein Wellens-Syndrom kann per Definition nicht vorliegen, wenn der Patient typische T-Wellen zeigt, aber Brustschmerzen hat. Es tritt ja im beschwerdefreien Intervall auf. Dennoch gehören Patienten mit ACS-Symptomatik und biphasischen bzw. negativen T-Wellen in Richtung OMI abgeklärt.
Nachfolgend seht ihr zwei Beispiele für ein Typ A und Typ B Wellens-Syndrom:


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