Esmolol

Esmolol ist ein kurz wirkender (bis zu 30 Minuten) β-Blocker, der primär zur Behandlung tachycarder Herzrhythmusstörungen (tHRST) angewendet wird. Auch im Rahmen einer akuten Aortendissektion ist es indiziert, um Herzfrequenz, Schlagkraft und Blutdruck zu reduzieren (Linderung der Scherkräfte auf die Aorta). Als initialer Bolus empfiehlt sich titriert 0,5-1 mg/kg i.v. (gefolgt von bis zu 300 mcg/kg/min), wobei ich ehrlichweise sagen muss, dass bei ultrakritischen Patienten auch 10 mg bereits ausreichen um eine nennenswerte Reduktion der HF zu erzielen. Aufgrund der guten Steuerbarkeit kann seine Wirkung „ausgetestet“ werden – hat man zu viel erwischt (zu starkes Abfallen der Herzfrequenz, zu starker Blutdruckabfall), sitzt man die kurze Wirkdauer quasi einfach aus. Ein weiterer Vorteil ist der organunabhängige Abbau durch sog. Esterasen in Erythrocyten, sodass eine Kumulation z.B. bei Nieren- oder Leberinsuffizienz eher unwahrscheinlich ist.

Wirkung

Die β1-selektive Hemmung bewirkt va cardiale Wirkmuster: Abnahme der Schlagkraft (negative Inotropie), Herzfrequenz (negative Chronotropie) und Reizweiterleitung über den AV-Knoten (negative Dromotropie). β-Blockierte Patienten weisen im EKG daher häufig einen AV-Block 1. Grades auf. Mit steigender Wirkung werden aber auch β2-Rezeptoren blockiert, sodass etwa ein Bronchospasmus provoziert werden könnte. Daher sollte Esmolol zumindest bei zugrunde liegendem schwerem bzw. schlecht eingestelltem Asthma Bronchiale vermieden werden, eine vorliegende COPD gilt in der Regel nicht als Kontraindikation (Link, Link). Esmolol ist seit Jahren als Therapieoption bei refraktärem KaFli im Fokus, mehr dazu hier.

Fazit

Zusammenfassend ist Esmolol aufgrund seiner guten Steuerbarkeit in der Notfallmedizin durchaus als β-Blocker der Wahl zur Kontrolle von tHRST anzusehen. Dabei wird es nur durch das ultra-kurz wirksame (bis 20 Minuten), jedoch noch nicht flächendeckend verfügbare Landiolol geschlagen (Link). Die Intoxikation von β-Blockern bzw. das BRASH-Syndrom werden hier behandelt.

Exkurs Labetalol

Labetalol ist neben Esmolol einer meiner Favoriten unter den Beta-Blockern. Besonders macht ihn die kombinierte Blockade von β- und α1-Rezeptoren. Sein Einsatzgebiet findet sich somit v.a. bei tachycarden, hypertonen Patienten, da es beide Phänomene therapiert. Weitere Indikationen sind u.a. die Aortendissektion oder Blutdruckentgleisungen bei Schwangeren (Link). Als übliche Dosis empfehlen sich 20 mg i.v. mit Titration von 20 mg alle 5-10 Minuten nach Bedarf (maximale Einzeldosis: 3 mg/kg i.v., Perfusor: 20-160 mg/h i.v., Link). Der Eintritt der Wirkung wie auch des Peakeffektes sind schnell.

Die Wirkdauer beträgt je nach Dosis mehrere Stunden. Mögliche Akutnebenwirkungen entsprechen dem Blockademuster: Bronchospasmus, exzessiver Blutdruckabfall oder Bradycardie.


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