DSED und VCD

Während einer cardiopulmonalen Reanimation (CPR) können beim Erwachsenen zwei schockbare Rhythmen identifiziert werden: ventrikuläre Tachycardie (VT) und Kammerflimmern (KF). Die Therapie der Wahl ist die biphasische Defibrillation mit 200J. Laut den ERC Guidelines 2021 ist nach drei frustranen Defibrillationen die Gabe des Antiarrhythmikums Amiodaron (300 mg) indiziert, nach dem 5. erfolglosen Schock nochmalig 150 mg Amiodaron. Als Alternative kann Lidocain (100 mg / 50 mg) angewendet werden. Grundsätzlich haben Reanimationen mit schockbaren Rhythmen bessere initiale Überlebenschancen als solche mit nicht-schockbaren, da mit dem Defibrillator eine effektive Therapie zur Verfügung steht.

Aber wie ist bei prolongiertem KF, welches auf eine hochqualitative CPR, Defibrillation und Amiodaron refraktär ist, vorzugehen? Diesem Thema hat sich eine Arbeitsgruppe aus Kanada gewidmet und untersucht, ob der Einsatz eines zweiten Defibrillators im Sinne einer Double Sequential External Defibrillation (DSED, d.h. zusätzlich zur konventionellen Positionierung der Defielektroden werden noch zwei Elektroden anterio-posterior geklebt; erfordert 2 Defibrillatoren) bzw. eine Änderung des Vektors (Vector Change Defibrillation ~ VCD, d.h. die konventionellen Elektroden werden während der Reanimation auf anterior-posterior umgeklebt; erfordert nur einen Defibrillator) zu einer besseren Durchbrechung des KF führen kann. Es konnte gezeigt werden, dass die Anwendung der DSED oder VCD zu einer besseren Terminierung des KF, erhöhter ROSC-Inzidenz und erhöhter Überlebensrate der Patienten bis zur Entlassung geführt hat. Eine rezente Metaanalyse wiederum konnte einen eindeutigen Benefit nicht nachweisen. Aufgrund des Mangels an Daten kann eine generelle Empfehlung für DSED oder VCD noch nicht ausgesprochen werden. Zum einen sind nicht immer zwei Defibrillatoren verfügbar, zum andern kann das Vorhandensein zweier Geräte zu Verwirrung führen. Praktikabler scheint am ehesten der Wechsel auf anterior-posterior zu sein.

In diesem Bild wird DSED veranschaulicht:

Die Idee mit DSED bzw. VCD ist nicht die einzige Überlegung zur Durchbrechung eines therapierefraktären KF. Kleinere Arbeiten (Link, Link) mit vielversprechenden Ergebnissen (zB höhere ROSC-Raten) befassten sich mit Esmolol als Rescue-Therapie, wiewohl auch hier widersprüchliche bzw. inkonklusive Daten existieren (Link, Link). Auch die Kombi aus Esmolol und VCD wurde bereits untersucht, dort zeigten sich erhöhte Re-Arrestraten nach Erreichen von ROSC.

Zusammenfassend kann keine generelle Empfehlung für DSED, VCD oder Esmolol zur Durchbrechung eines therapierefraktären KF ausgesprochen werden. Rezent gibt es jedoch vom ILCOR eine schwache Empfehlung für DSED bzw. VCD (Link).


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