TXA

Die Tranexamsäure (~ tranexamic acid; TXA) ist ein Antifibrinolytikum, welches die Umwandlung von Plasminogen zu Plasmin hemmt. Dadurch ist eine Auflösung von Fibrin zu D-Dimeren nicht möglich, der Thrombus bleibt stabiler. Die Dosis beträgt 1 g i.v. (~ 15 mg/kg i.v.), eine Wiederholung bzw. Dauergabe (Perfusor) ist bei speziellen Indikationen möglich. Als relevante Nebenwirkungen sind vor allem bei schneller Gabe der epileptische Anfall sowie Blutdruckabfall zu nennen. Daher erfolgt die Applikation der Loading Dose als Kurzinfusion über 10 Minuten, wiewohl beim Polytrauma auch eine langsame Bolusgabe von 1-2 g i.v. vertretbar ist.

TXA ist in der Anästhesie und Notfallmedizin von besonderer Bedeutung. Zum einen konnte gezeigt werden, dass es den Transfusionsbedarf sowie den Blutverlust bei einigen Operationen signifikant verringert, wenn es prophylaktisch verabreicht wird. Neue Daten weisen daraufhin, dass man TXA sogar routinemäßig vor jeder Operation geben soll, bei der mit großen Blutungen zu rechnen ist. Die früher viel zitierte erhöhte Inzidenz an thromboembolischen Ereignissen ist äußerst umstritten (Link, Link). TXA ist daher ein fester Bestandteil meiner anästhesiologischen Arbeit und ich verabreiche es routinemäßig beispielsweise an Patienten, die sich einer OP an der Wirbelsäule oder am Knie- bzw. Hüftgelenk unterziehen.

Auch beim Poly- bzw. isolierten milden bis moderaten Schädel-Hirn-Trauma mit nachgewiesener intracerebraler Blutung oder Hyperfibrinolyse ist TXA etabliert und mit einer Mortalitätsreduktion vergesellschaftet, wenn es innerhalb von 1h (< 3h) gegeben wird (siehe nachfolgend das CRASH-3-Trial). Aus diesem Grund wird es auf RTWs bzw. Notarzt-besetzten Mitteln mitgeführt. Beim isolierten schweren SHT gibt es laut dem CRASH-3 Trial KEINEN Mortalitätsbenefit durch TXA, es steht gar eine Mortalitätserhöhung im Raum (siehe hier). Bei postpartaler Hämorrhagie (PPH) soll TXA laut WHO ebenfalls zügig gegeben werden. Auch bei oberen gastrointestinalen Blutungen scheint es vorteilhaft zu sein (Link), eine andere Arbeit wiederum ist der Ansicht, dass TXA derzeit keine routinemäßige Rolle bei oberen GIT-Blutungen spielen soll (Link), va da in es zu einer erhöhten Inzidenz an arteriellen Embolien bzw. venösen Thrombose kommen soll (Link).

Zusammenfassend findet TXA immer mehr Einzug in den klinischen Alltag. Die positiven Auswirkungen auf Transfusionsbedarf, Blutverlust und Mortalität begründen dies. Nebenwirkungen erscheinen recht selten und treten eher im höheren Dosisbereich bzw. zu rascher Gabe auf. In Zukunft wird vermutlich mit einer Ausweitung der Indikationen zu rechnen sein – inkl. inhalativer oder intranasaler topischer Applikation.


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